Vortrag – Die aktuelle Organspendesituation und der Ablauf einer Organtransplantation

Stammtisch am 25.02.2018 im Hotel zur Post, München-Pasing

Vortrag von Frau Dr. Angelika Eder

Die Zahlen, die Angelika Eder auf mehreren Folien präsentierte, sprechen eigentlich für sich. In den letzten Jahren ging es mit der Organspende in Deutschland nur abwärts. Eine medizinische Katastrophe, für die auf den Wartelisten stehenden schwerkranken Patienten. Wenn es streng nach den Kriterien gehen würde, müsste Deutschland aus dem Verbund Eurotransplant hinausgeworfen werden. Die Kennzahl ist hier: Organspender pro 1 Million Einwohner eines Landes. Eurotransplant fordert mindestens 10 Spender um Mitglied werden zu können, 2017 lag Deutschland bei 9,3.

Nur weil wir die größten Zahler sind, dürfen wir drin bleiben.

Hatten wir 2016 bundesweit noch 857 Spender, waren es 2017 nur noch 797.

Die Gründe für diese desolate Situation sind weitgehend bekannt. Es liege nicht an der mangelnden Organspendebereitschaft der Bevölkerung, so Angelika Eder, sondern in erster Linie an den Organisationsstrukturen der Kliniken. Die Pauschalen, die an die Entnahmekrankenhäuser bezahlt werden, seien einfach zu gering. Das Personal, das ja eh schon überlastet sei, ist nicht gerade begeistert, wenn zusätzliche Arbeit, die nun mal eine Organspende mit sich bringt, geleistet werden muss. Wenn in einem Krankenhaus nicht die gesamte Kaskade -von der Klinikleitung bis hin zum Pflegepersonal- von der Organspende und Transplantation überzeugt sind, kommt es auch nicht zur Meldung eines hirntoten Patienten. Natürlich spielt auch die gesetzliche Regelung eine Rolle. Bei uns gilt ja die die sogenannte Entscheidungslösung. In Ländern mit der Widerspruchslösung kommt es zu wesentlich mehr Organspenden und die Wartezeiten für ein neues Organ sind erheblich kürzer. Nebenbei bemerkte Angeilika Eder, dass wir in Bayern letztes Jahr 22 Organspender mehr verzeichnen konnten, relativierte das eigentlich positive Ergebnis aber sofort wieder indem sie auf das niedrige Niveau von 2016 hinwies.

Im zweiten Teil ihres Vortrags erklärte Frau Eder den Ablauf einer Organtransplantation und die Rolle, die die Deutsche Stiftung Organtransplantation dabei spielt.

Die Organisation der Organspende läuft über drei Stationen: das Krankenhaus meldet einen Organspender an die DSO, welche die Koordinierung der Organspende vornimmt. Die Vermittlung selbst übernimmt Eurotransplant in Leiden/Niederlande und die Verpflanzung des Organs geschieht in den Transplantationszentren.

Nach der Meldung an die DSO wird der irreversible Hirnfunktionsausfall (Hirntod) durch zwei voneinander und vom Transplantationsteam unabhängige Fachärzte, die Erfahrung in der Behandlung von schwer hirngeschädigten Patienten haben, festgestellt. Die entsprechenden Untersuchungen haben nach einem Protokoll der Bundesärztekammer zu erfolgen.

Nach Einholung der Einwilligung zur Organspende erfolgt dann die Meldung an Eurotransplant, wo entschieden wird, wer das einzelne Organ erhalten soll. Bei der Verteilung der Organe spielen Parameter wie Wartezeit, Übereinstimmung der Gewebemerkmale, Region, Alter, Antikörperstatus usw. eine Rolle. Die Explantation der Organe übernehmen dann spezielle Teams aus den Empfängerzentren, wo auch schon der ausgesuchte Patient zur OP vorbereitet wird.

Die DSO informiert die Angehörigen eines Spenders über eine erfolgreiche Transplantation, falls die das möchten, wobei dies natürlich ohne Namensnennung der Empfänger geschieht. Außerdem werden regelmäßig Treffen organisiert, bei denen sich die Angehörigen austauschen können.

Wir freuen uns immer sehr, wenn Frau Dr. Eder zu unserem Stammtisch kommt und einen interessanten Vortrag hält. Großes Dankeschön!