Vortrag: „Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf“

Vortrag im Rahmen unseres Stammtisches am 14.10.2012:

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf“

Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten (Unser Vereins-Laptop konnte leider mit dem Dateityp von Prof. Renders nichts anfangen, wir waren sehr froh, dass Michael Göbl, unser IT-Experte anwesend war und das Problem behob!) begann Herr Renders mit seinem interessanten Vortrag über die Nebenwirkungen der Immunsuppression.

Da das Krankenhaus rechts der Isar momentan im Focus des „Vergabeskandals“ von transplantierten Lebern steht, ging er kurz auf die Situation ein und meinte nur: „Das was in der Presse steht, stimmt nur zu etwa 50%“. Außerdem müsse jeder Einzelfall genau untersucht werden. Er selber sei für die Nierentransplantationen zuständig und habe mit Lebern nichts zu tun.

Die Qualität der Organe sei in den letzten Jahren schlechter geworden, so Herr Renders. Dies hängt zusammen mit dem wesentlich höherem Alter der Spender, die natürlich häufig auch Vorerkrankungen hatten. Früher hätte man solche „marginalen“ Organe nicht transplantiert, während man heute froh sei, auch mit diesen Organen Patienten helfen zu können.

Durch das Old-for-Old-Programm oder ESP (Eurotransplant-Senior-Programm) würden rein statistisch auch die durchschnittlichen Überlebenszeiten der Organe kürzer, da ältere Organe nun mal nicht solange funktionieren.

Auch mit einer neuen Niere, sei man nicht gesund, eine lebenslange Nachsorge mit entsprechender Blutdrucküberwachung und -einstellung ist zwingend erforderlich, um das Organ möglichst lange zu erhalten. Durch die Kombination verschiedener Immunsuppressiva überleben heute 97% der transplantierten Nieren das erste Jahr. Hier könne man vermutlich nichts mehr verbessern.

Betrachtet man die Überlebenszeit von nierenkranken Patienten, so ist die Transplantation als Therapieform der Dialyse eindeutig überlegen. Herr Renders zeigt dies anhand von zwei Graphiken.

In der Einzelfallprüfung müsse aber genau abgewogen werden, mit welcher Therapie der jeweilige Patient am meisten profitiert. Dies könne bei dem ein oder anderen durchaus die Dialyse sein.

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Die Hauptnebenwirkungen der Immunsuppressiva sind eine erhöhte Infektanfälligkeit sowie ein höheres Risiko, an einem bösartigem Tumor zu erkranken. Üblicherweise gebe man nach der Transplantation eine Dreierkombination von Immunsuppressiva, wobei meist die Steroide (Cortison) nach etwa drei bis sechs Monaten reduziert bzw. abgesetzt werden könnten.

Um das Risiko eines neu auftretenden Diabetes zu vermindern, würde man bei entsprechender Familienanamnese, z.B. kein Prograf verordnen, sondern ein anderes Medikament geben. Die Immunsuppression kann also individuell abgestimmt werden. Zwei schweren Krankheitsbildern, die nach einer Transplantation auftreten können (CMV-Infektion verursacht durch das Cytomegalievirus und der Pneumocystis jirovecii, eine Form der Lungenentzündung) kann man mit einer prophylaktischen Therapie begegnen und so evtl. den Ausbruch verhindern oder abschwächen.

Interessant war noch, dass es bei den Lipidsenkern sehr wohl Unterschiede gibt und bei nierentransplantierten Patienten Simvastatin (Zocor) eher ungünstig ist und Pravastatin bevorzugt verordnet werden sollte. Simvastatin hätte, so Renders, ein höheres Interaktionspotential mit anderen Medikamenten, beispielsweise mit bestimmten Antibiotika.

Welche „Botschaften“ können wir mit nach Hause nehmen (take home Messages):

-auch mit einer transplantierten Niere ist man nicht gesund

-Transplantation ist ohne Medikamente nicht möglich

-viele Nebenwirkungen sind bekannt und können z.T. auch behandelt werden

-nicht alle Alternativen der Immunsuppression sind für jeden Patienten geeignet

-Nachsorge ist von größter Bedeutung für das Überleben des Transplantats und der Patienten

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Wir danken Herrn Professor Renders sehr für seinen engagierten Vortrag. Wir wissen es zu schätzen, wenn ein vielbeschäftigter Arzt einen Sonntagnachmittag „opfert“, um Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe Nebenwirkungen von Medikamenten zu erklären.