Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen und Dialysebehandlung

Ernährungsexpertin und Diätassistentin Irmgard Landthaler beim Stammtisch der Regionalgruppe München des Landesverbands Niere Bayern e.V. am 16.02.20 im Hofbräu Obermenzing

Die richtige Ernährung ist eine sehr wichtige Säule des gesamten Behandlungskonzepts bei nierenkranken Patienten, da Ernährungsfehler fatale Folgen haben können. Zum Beispiel kann ein hoher aber auch ein zu niedriger Kaliumwert im Blut zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Grundsätzlich richtet sich die Ernährung nach dem Stadium der Nierenerkrankung und nach den aktuellen Laborwerten, so Frau Landthaler.
Man unterscheidet hier Ernährung bei chronischer Nierenerkrankung, Hämodialyse, Peritonialdialyse und nach Transplantation.

Das Ziel der Ernährungstherapie ist in erster Linie die Aufrechterhaltung eines guten Ernährungszustandes, wobei auf eine starke Gewichtsreduktion verzichtet werden soll. Wesentlich sind auch gute Einstellungen des Blutdrucks und des Blutzuckers um damit Komplikationen der Nierenerkrankung zu verhindern bzw. zu reduzieren.

Der Wasserhaushalt des Patienten spielt eine große Rolle, da Dialysepatienten häufig wenig oder gar keine Urinausscheidung mehr haben und ein plötzlicher Gewichtsanstieg so gut wie immer auf eine Überwässerung des Körpers hinweist. Im Gefäßsystem befindet sich somit mehr Flüssigkeit, das Herz muss mehr leisten und es kann zu einem Lungenödem kommen. Grundsätzlich soll nur so viel getrunken werden, wie man ausscheidet. Dialysepatienten ohne Ausscheidung wird empfohlen, nicht mehr als 800 ml pro Tag zu trinken. Letztendlich muss man das aber mit seinem Dialysearzt absprechen.

Die Eiweißzufuhr ist wieder abhängig vom Stadium der Erkrankung. Während man im Prädialysestadium die Eiweißzufuhr schon etwas reduzieren sollte (etwa 0,8 g/kg Körpergewicht pro Tag) ist der Eiweißbedarf bei Hämodialysepatienten erhöht und bei Patienten mit Bauchfelldialyse stark erhöht. Nach einer Nierentransplantation mit einem gut funktionierenden Organ muss der Eiweißkonsum nicht angepasst werden. Der Verzehr von pflanzlichem Eiweiß hat sich bei Nierenkranken als günstiger herausgestellt, deshalb gilt als Grundsatz: So vegetarisch wie möglich!

Unter dem Punkt „Was gibt es Neues 2020“ ging Frau Landthaler auf den Bericht einer europäischen Arbeitsgruppe ein, die sich mit der Ernährung mit Mediterraner Kost beschäftigte und diese auch speziell für Nierenkranke empfiehlt. Diese Form der Ernährung ist phosphatarm, salzarm, arm an gesättigten, aber reich an ungesättigten Fettsäuren, die in Fisch oder hochwertigen Ölen enthalten sind. Da diese Kost, vor allem durch Obst und Gemüse, zu höheren Kaliumwerten führen kann, wird eine regelmäßige Laborkontrolle empfohlen.

Im Verlauf einer Nierenerkrankung treten praktisch immer Störungen im Kaliumhaushalt auf, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, regulierend einzugreifen. Viel Kalium ist vor allem in Nüssen, Kartoffeln, getrockneten Früchten und wie oben schon erwähnt in Obst und Gemüse enthalten. Durch Zerkleinern und Kochen in viel Wasser kann man den Kaliumgehalt um ca. 1/3 reduzieren. Das Kochwasser muss man natürlich wegschütten. Günstiger ist es, Obst und Gemüse aus Konserven (ohne Saft) zu verwenden. Bei hohen Kaliumwerten im Blut ist eine entsprechende Diät mit maximal 2000 – 2500 mg Kalium/Tag einzuhalten. Man kann auch sogenannte „Kaliumbinder“ einnehmen oder die Konzentration des Kaliums im Dialysat reduzieren.

Jeder Dialysepatient weiß: „Salz macht Durst“. Nicht nur deshalb soll der Salzkonsum reduziert werden. Die Zufuhr von Kochsalz (Natriumchlorid) hat große Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Blutdrucksenkende Medikamente und sogenannte Wassertabletten (Diuretika) wirken intensiver, wenn sie mit einer kochsalzarmen Kost kombiniert werden. Zielgröße wäre etwa 5 – 6 g Kochsalz pro Tag maximal. Also: nicht nachsalzen, stark gesalzene Lebensmittel vermeiden, Fertigprodukte meiden und selber kochen!

Bereits bei einer leichten Einschränkung der Nierenfunktion kommt es zu einer verminderten Phosphatausscheidung. Ein Zuviel an Phosphat im Blut kann zur Entkalkung der Knochen, zu Verkalkungen in den Weichteilen und zu einer Kalzifizierung der Gefäße führen. Deshalb ist es überaus wichtig, darüber Bescheid zu wissen wieviel Phosphat die zugeführten Lebensmittel haben um zu den Mahlzeiten die richtige Dosis Phosphatbinder einnehmen zu können. Diese sogenannten Phosphatbinder (z.B. Kalziumazetat, Lanthankarbonat, Sevelamerkarbonat) binden das Phosphat im Magen und Darm und das so gebundene Phosphat kann dann mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden. Die Dialysebehandlung alleine ist nicht in der Lage, das zugeführte Phosphat zu eliminieren.
Frau Landthaler klärte uns darüber auf, dass es „gutes“ und „schlechtes“ Phosphat gibt. Gutes Phosphat findet man z.B. im Fisch oder in einem Ei, während man alle von der Lebensmittelindustrie zugesetzten Phosphate wie in Instantprodukten, Schmelzkäse, Cola usw. als schlechte Phosphate bezeichnet und unbedingt zu meiden sind. Vorsicht bei folgenden E-Nummern: E 338, E 339, E 340, E 341, E 450 a, E 450 b, E 450 c, E 540, E 543, E 544. Dabei handelt es sich um zugesetzte Phosphate.

Sehr interessant war der Hinweis der Referentin, dass die Sternfrucht oder Karambole, Caramboxin enthält, ein für Nierenkranke potentiell lebensgefährliches Nervengift, das brasilianische Wissenschaftler isoliert und identifiziert haben. Es handelt sich um eine Phenylalanin ähnliche Aminosäure. Wie so oft gilt natürlich auch hier das Prinzip „die Dosis macht das Gift“ aber vorsichtshalber lieber Finger weg!

Ein großes Dankeschön an die renommierte Ernährungsexpertin und Diätassistentin Irmgrad Landthaler für diesen exzellenten Vortrag. Den „alten Hasen“ unter uns sind natürlich die allermeisten Tipps und Empfehlungen bekannt aber vor allem neuen Patienten ist es eine große Hilfe, zu erfahren wie man durch oft nur eine geringe Änderung der Ernährungsgewohnheiten seinen Gesundheitszustand verbessert. Und, liebe Frau Landthaler, wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie für unsere Regionalgruppe, einen Sonntagnachmittag „opferten“.

Karl Votz-Siegemund

Kochvergnügen mit Lerneffekt -Fortsetzung-

Nach dem großen Erfolg unseres ersten Kochkurses für Dialysepatienten und deren Angehörige vor zwei Jahren hat die Regionalgruppe München und Umland wieder zum „Kochvergnügen mit Lerneffekt“ eingeladen. Das Motto blieb gleich: „Kochen-Essen-Genießen-Wohlfühlen-“.

16 Teilnehmer hatten sich angemeldet und warteten mit Spannung, was da wohl auf sie zukäme.

Für die Leitung des Kochkurses konnten wir erneut die renommierte Ernährungsberaterin und Diätassistentin Frau Irmgard Landthaler gewinnen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer konnten die Fragen, die einem sozusagen schon „auf der Zunge brannten“ an die Kursleiterin gestellt werden. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine langjährige Dialyseschwester, die zum Wohle ihrer Patienten ihre Freizeit opferte um neue Ernährungstipps für Nierenkranke zu erfahren.

Eigentlich wissen Dialysepatienten ja schon, was sie essen und trinken dürfen und es hagelt von allen Seiten nur so von Verboten und Einschränkungen: wenig oder sogar sehr wenig trinken, wenig Kochsalz, wenig Phosphat, wenig Kalium und, und, und (was darf man eigentlich überhaupt noch?)

Man kann es aber nicht oft genug hören:

  • die Trinkmenge muß an die Urinausscheidung angepasst werden und wenn man keine Ausscheidung mehr hat, sammelt sich die Flüssigkeit im Körper an, mit allen Konsequenzen wie Ödeme, Blutdruckerhöhung bis hin zur Herzinsuffizienz.
  • der Kaliumspiegel soll im Normbereich bleiben um in erster Linie Herzrhythmusstörungen zu verhindern.
  • das mit der Nahrung zugeführte Phosphat bekommt man nicht alleine mit der Dialysebehandlung entfernt. Es sind also gleichzeitig mit dem Essen Phosphatbinder einzunehmen, die das Phosphat im Magen-Darm-Trakt binden. Die Ausscheidung erfolgt dann über den Stuhl.
  • es wird zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Phosphat unterschieden. Gutes Phospat ist in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Käse, Eiern und Wurst enthalten. Schlechtes oder auch verstecktes Phosphat erkennt man beispielsweise bei verpackten Lebensmitteln an den deklarierten E-Nummern: E 322, E 338, E 339, E 340, E 341, E 343, E 450 a, E 450 b, E 450 c, E 540, E 543, E 544, E 1410, E 1412, E 1413, E 1414, E 1442.

Also aufpassen beim Einkaufen und am besten Finger weg von diesen Produkten!

Nun war es genug mit der Theorie und es ging zum Kochen.

Das Menü bestand aus den Vorspeisen Thunfisch-Aufstrich und Obatzder, der Hauptspeise Hackfleischbällchen mit einem bunten Kartoffelsalat und feuriger Soße sowie der Nachspeise Topfenpalatschinken mit Erdbeersalat. Für jede einzelne Komponente wurde eine Teilnehmergruppe oder auch ein Einzelkoch eingeteilt und in relativ kurzer Zeit standen die fertigen Gerichte auf dem Tisch.

Es ist Sommer und Biergartenzeit und da will ich Ihnen das Rezept für den Obatzden (pikante Creme aus zerdrücktem Käse, Butter, Zwiebeln und Gewürzen) nicht vorenthalten:

Zutaten:

  • 200g gut gereifter Camembert oder Brie 50% Fett i.Tr.
  • 3 EL Quark
  • eine fein gehackte Schalotte
  • 40 g weiche Butter
  • Pfeffer
  • 1 Mokkalöffel Paprika edelsüß
  • 2 rote Radieschen und eine Lauchzwiebel fein gewürfelt
  • 1 gehäufter EL Schnittlauchröllchen

Den Camembert und die Butter in einer Schüssel gut zerdrücken bis eine fast homogene Masse entstanden ist. Dann die anderen Zutaten dazugeben und gut abschmecken.

Das schafft man auch ohne Kochlehre bei Schuhbeck oder Lafer!

Zwei Tipps von Frau Landthaler: da der Käse schon genug Salz enthält, braucht man hier nicht nachsalzen. Wenn man die Creme milder haben möchte, gibt man einfach Quark oder Rahmfrischkäse dazu!

Alle Gerichte waren wirklich sehr lecker und haben ausgezeichnet geschmeckt.

Frau Landthaler legt viel Wert darauf, Dialysepatienten zu vermitteln, dass die Diagnose „Nierenkrank“ nicht das „Aus“ für kulinarische Genüsse bedeutet. Strikte Verbote gäbe es in der modernen Ernährung für Dialyepatienten nicht mehr. (Na, immerhin ein kleiner Lichtblick!) Die Dosis mache das Gift!

Ein großes Dankeschön an Irmgard Landthaler für die Organisation und Leitung des Kochkurses, Eckard Bourquain von der IG München für die Vorbereitungsarbeiten wie Erstellung eines Handzettels, Werbung für die Veranstaltung, Anmietung der Räumlichkeit usw. und nicht zuletzt bei den Teilnehmern für ihr Engagement.

Herzlichen Dank an den Runden Tisch der Krankenkassen für die Finanzierung dieses Kochvergnügens mit Lerneffekt.