Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen und Dialysebehandlung

Ernährungsexpertin und Diätassistentin Irmgard Landthaler beim Stammtisch der Regionalgruppe München des Landesverbands Niere Bayern e.V. am 16.02.20 im Hofbräu Obermenzing

Die richtige Ernährung ist eine sehr wichtige Säule des gesamten Behandlungskonzepts bei nierenkranken Patienten, da Ernährungsfehler fatale Folgen haben können. Zum Beispiel kann ein hoher aber auch ein zu niedriger Kaliumwert im Blut zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Grundsätzlich richtet sich die Ernährung nach dem Stadium der Nierenerkrankung und nach den aktuellen Laborwerten, so Frau Landthaler.
Man unterscheidet hier Ernährung bei chronischer Nierenerkrankung, Hämodialyse, Peritonialdialyse und nach Transplantation.

Das Ziel der Ernährungstherapie ist in erster Linie die Aufrechterhaltung eines guten Ernährungszustandes, wobei auf eine starke Gewichtsreduktion verzichtet werden soll. Wesentlich sind auch gute Einstellungen des Blutdrucks und des Blutzuckers um damit Komplikationen der Nierenerkrankung zu verhindern bzw. zu reduzieren.

Der Wasserhaushalt des Patienten spielt eine große Rolle, da Dialysepatienten häufig wenig oder gar keine Urinausscheidung mehr haben und ein plötzlicher Gewichtsanstieg so gut wie immer auf eine Überwässerung des Körpers hinweist. Im Gefäßsystem befindet sich somit mehr Flüssigkeit, das Herz muss mehr leisten und es kann zu einem Lungenödem kommen. Grundsätzlich soll nur so viel getrunken werden, wie man ausscheidet. Dialysepatienten ohne Ausscheidung wird empfohlen, nicht mehr als 800 ml pro Tag zu trinken. Letztendlich muss man das aber mit seinem Dialysearzt absprechen.

Die Eiweißzufuhr ist wieder abhängig vom Stadium der Erkrankung. Während man im Prädialysestadium die Eiweißzufuhr schon etwas reduzieren sollte (etwa 0,8 g/kg Körpergewicht pro Tag) ist der Eiweißbedarf bei Hämodialysepatienten erhöht und bei Patienten mit Bauchfelldialyse stark erhöht. Nach einer Nierentransplantation mit einem gut funktionierenden Organ muss der Eiweißkonsum nicht angepasst werden. Der Verzehr von pflanzlichem Eiweiß hat sich bei Nierenkranken als günstiger herausgestellt, deshalb gilt als Grundsatz: So vegetarisch wie möglich!

Unter dem Punkt „Was gibt es Neues 2020“ ging Frau Landthaler auf den Bericht einer europäischen Arbeitsgruppe ein, die sich mit der Ernährung mit Mediterraner Kost beschäftigte und diese auch speziell für Nierenkranke empfiehlt. Diese Form der Ernährung ist phosphatarm, salzarm, arm an gesättigten, aber reich an ungesättigten Fettsäuren, die in Fisch oder hochwertigen Ölen enthalten sind. Da diese Kost, vor allem durch Obst und Gemüse, zu höheren Kaliumwerten führen kann, wird eine regelmäßige Laborkontrolle empfohlen.

Im Verlauf einer Nierenerkrankung treten praktisch immer Störungen im Kaliumhaushalt auf, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, regulierend einzugreifen. Viel Kalium ist vor allem in Nüssen, Kartoffeln, getrockneten Früchten und wie oben schon erwähnt in Obst und Gemüse enthalten. Durch Zerkleinern und Kochen in viel Wasser kann man den Kaliumgehalt um ca. 1/3 reduzieren. Das Kochwasser muss man natürlich wegschütten. Günstiger ist es, Obst und Gemüse aus Konserven (ohne Saft) zu verwenden. Bei hohen Kaliumwerten im Blut ist eine entsprechende Diät mit maximal 2000 – 2500 mg Kalium/Tag einzuhalten. Man kann auch sogenannte „Kaliumbinder“ einnehmen oder die Konzentration des Kaliums im Dialysat reduzieren.

Jeder Dialysepatient weiß: „Salz macht Durst“. Nicht nur deshalb soll der Salzkonsum reduziert werden. Die Zufuhr von Kochsalz (Natriumchlorid) hat große Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Blutdrucksenkende Medikamente und sogenannte Wassertabletten (Diuretika) wirken intensiver, wenn sie mit einer kochsalzarmen Kost kombiniert werden. Zielgröße wäre etwa 5 – 6 g Kochsalz pro Tag maximal. Also: nicht nachsalzen, stark gesalzene Lebensmittel vermeiden, Fertigprodukte meiden und selber kochen!

Bereits bei einer leichten Einschränkung der Nierenfunktion kommt es zu einer verminderten Phosphatausscheidung. Ein Zuviel an Phosphat im Blut kann zur Entkalkung der Knochen, zu Verkalkungen in den Weichteilen und zu einer Kalzifizierung der Gefäße führen. Deshalb ist es überaus wichtig, darüber Bescheid zu wissen wieviel Phosphat die zugeführten Lebensmittel haben um zu den Mahlzeiten die richtige Dosis Phosphatbinder einnehmen zu können. Diese sogenannten Phosphatbinder (z.B. Kalziumazetat, Lanthankarbonat, Sevelamerkarbonat) binden das Phosphat im Magen und Darm und das so gebundene Phosphat kann dann mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden. Die Dialysebehandlung alleine ist nicht in der Lage, das zugeführte Phosphat zu eliminieren.
Frau Landthaler klärte uns darüber auf, dass es „gutes“ und „schlechtes“ Phosphat gibt. Gutes Phosphat findet man z.B. im Fisch oder in einem Ei, während man alle von der Lebensmittelindustrie zugesetzten Phosphate wie in Instantprodukten, Schmelzkäse, Cola usw. als schlechte Phosphate bezeichnet und unbedingt zu meiden sind. Vorsicht bei folgenden E-Nummern: E 338, E 339, E 340, E 341, E 450 a, E 450 b, E 450 c, E 540, E 543, E 544. Dabei handelt es sich um zugesetzte Phosphate.

Sehr interessant war der Hinweis der Referentin, dass die Sternfrucht oder Karambole, Caramboxin enthält, ein für Nierenkranke potentiell lebensgefährliches Nervengift, das brasilianische Wissenschaftler isoliert und identifiziert haben. Es handelt sich um eine Phenylalanin ähnliche Aminosäure. Wie so oft gilt natürlich auch hier das Prinzip „die Dosis macht das Gift“ aber vorsichtshalber lieber Finger weg!

Ein großes Dankeschön an die renommierte Ernährungsexpertin und Diätassistentin Irmgrad Landthaler für diesen exzellenten Vortrag. Den „alten Hasen“ unter uns sind natürlich die allermeisten Tipps und Empfehlungen bekannt aber vor allem neuen Patienten ist es eine große Hilfe, zu erfahren wie man durch oft nur eine geringe Änderung der Ernährungsgewohnheiten seinen Gesundheitszustand verbessert. Und, liebe Frau Landthaler, wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie für unsere Regionalgruppe, einen Sonntagnachmittag „opferten“.

Karl Votz-Siegemund

Vortrag von Dr. Franke – Dialyseverfahren und Heimdialysemöglichkeiten

Für unseren Stammtisch am 17.11.2019 im Hofbräu Obermenzing konnten wir den stellvertretenden Leiter des DIZ (Dialyse im Zentrum) Nephrocare GmbH Herrn Dr. med. Jörg Franke als Referenten gewinnen. Er ist als Internist und Nephrologe bestens geeignet, uns erstmal die verschiedenen Dialyseverfahren vorzustellen und vor allem über neue Entwicklungen auf diesem Gebiet zu berichten. Kein Verfahren kann die eigenen Nieren 1:1 ersetzen. Eine Niere hat etwa eine Million Nephronen (Nierenkörperchen) und „arbeitet“ 24 Stunden am Tag. Die nähere Zukunft liegt in der Entwicklung von tragbaren Dialysemaschinen bzw. tragbaren Bauchdialysesystemen, so Dr. Franke.

Ein nicht unerheblicher Anteil der Nierenpatienten wartet auf eine Transplantation. Sie sind während dieser Zeit auf die Behandlung mit Dialyse angewiesen, denn sie leben ja mit eingeschränkter bzw. gar keiner Nierenfunktion und würden die vielen Jahre, die bis zur Transplantation vergehen, nicht überleben.

Herr Dr. Franke zeigte in seinem Vortrag die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung auf und skizzierte einen integrativen Behandlungspfad, der geleitet vom Grad der Erkrankung und deren Auswirkungen die jeweils richtige Behandlungsmethode aus den Möglichkeiten heraussucht. Bei dieser Entscheidung stellt er den Patienten und seine Präferenzen in den Focus.

Sein sehr anschaulicher mit Folien unterstützter Vortrag zeigte auf, welche Möglichkeiten sich heute dem Patienten bieten. Von der Hämodialyse im Zentrum und ihre Varianten über die Peritonealdialyse und schließlich die Heimhämodialyse. Sein Vortrag skizzierte das Behandlungsspektrum mit seinen Vor- und Nachteilen. Die Frage, wie auch während der Dialysebehandlung die noch vorhandenen Funktionen, wie etwa die Ausscheidung der Niere möglichst erhalten werden, beantwortete er mit Ergebnissen verschiedener Studien.

Hämodialyse:

Erfordert einen Zugang am Arm. Bei der sogenannten Shuntanlage, eine Gefäßoperation, wird eine Vene des Arms mit einer Arterie verbunden, so dass das Herz ständig ca. 1,5 Liter Blut im Kurzschluss befördert. Je nach Zentrum hat der Patient die Möglichkeit, sich für fest getaktete Behandlungszeiten zu entscheiden. Auch bieten manche Zentren die Möglichkeit der Nachtdialyse und einer „limited care“ – Dialyse an, bei der die Eigenverantwortung des Patienten sehr im Vordergrund steht (Stichwort: Heimdialyse im Zentrum). Die Hämodialyse hat Auswirkungen auf Arbeits- und Sozialleben, durch die zeitliche Inflexibilität und den zeitlichen Umfang, der ca. 20 Stunden pro Woche beträgt. Durch eine sorgfältige Planung ist es möglich, Urlaubsreisen zu machen, jedoch mit der Einschränkung, dass eine Behandlungsmöglichkeit vor Ort vorhanden sein muss und auch ein Dialyseplatz in diesem Zentrum zur Verfügung steht. Die durchschnittliche Lebensdauer des für die Dialyse zwingend benötigten Zugangs liegt bei etwa 10 Jahren.

Egal ob im Zentrum oder zu Hause- hat sich Bewegung z.B. mit einem Bettfahrradergometer als sehr günstig herausgestellt. Es kommt so zu weniger Blutdruckabfällen, Verbesserung der Herzfunktion und somit auch zu einer Verlängerung der Lebenszeit.

Wenn das durch die Dialysemaschine laufende Blut um ein halbes Grad gesenkt wird (kühle Dialyse – dreimal Körpertemperatur messen und 0,5°C abziehen) kommt es zu weniger Durchblutungsstörungen im ganzen Körper und damit auch zu einer effizienteren Dialyse.

Peritonealdialyse:

Auch hier wird ein Zugang, hier jedoch an der Bauchdecke, angelegt. Mittels dieses Zuganges wird Dialysat, eine für den Patienten abgestimmte Dialyseflüssigkeit in den Bauchraum eingefüllt. Im zeitlich festgelegtem Rhythmus wird die Füllung gewechselt. Auch hier gibt es Varianten, die mit dem Patienten und den jeweiligen Lebensgewohnheiten abgestimmt werden können. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass eine räumliche und zeitliche Flexibilität um z.B. den Beruf weiter ausüben zu können, gegeben ist. Auch Dienst- und Urlaubsreisen sind möglich, indem das für die Dialyse benötigte Material voraus zum Zielort geschickt wird. Die Peritonealdialyse erfordert eine kontinuierliche, sprich tägliche Behandlung. In der Regel muss jeden Tag 4 mal gewechselt werden. Alternativ kann auch nachts eine Maschine (Cycler) automatisch die Dialyseflüssigkeit wechseln. Je nach Verlauf ist es möglich, einen Pausentag in der Woche einzulegen. Das Risiko einer Bauchfellentzündung, das bei diesem Verfahren besteht, kann durch entsprechend sauberes und steriles Arbeiten vermieden werden. Es kommt jedoch im Schnitt zu mindestens einer Entzündung in vier Jahren, welche eine sofortige Antibiose erfordert. Die Peritonealdialyse erfordert auch eine tägliche zeitliche Einschränkung, bietet aber mehr Flexibilität und Selbstbestimmung als die Hämodialyse.

Heimhämodialyse:

Hier kommt das gleiche Verfahren, wie bei der Zentrumsdialyse beschrieben, zum Einsatz. Der wesentliche Unterschied ist, dass der Patient die Behandlung selbst und zuhause durchführen kann. Hierzu ist ein Umbau des Wohnraumes erforderlich und es muss ein Lager für medizinisches Material vorgehalten werden. Der Patient führt die Behandlung eigenverantwortlich durch. Sein bisher behandelndes Zentrum versorgt ihn mit dem Verbrauchsmaterial und alle 6 Wochen wird eine sogenannte Referenzdialyse im Zentrum durchgeführt, bei der auch die Blutwerte kontrolliert werden. Vorteile sind vor allem die zeitliche Flexibilität und die individualisierteren Behandlungsmöglichkeiten. So lässt sich z.B. die Behandlungszeit verlängern und das lange Wochenendintervall fällt weg. Mit der erforderlichen Disziplin hat der Heimhämodialysepatient bessere Blutwerte. Der Nachteil ist die Erfordernis alles selbst zu machen und sich damit kontinuierlich auseinander zu setzen.

In diesem Bereich ist mit technischen Innovationen zu rechnen. In Amerika und Großbritannien wird bereits jetzt ein System eingesetzt, welches die Heimhämodialyse mit wesentlich weniger Aufwand ermöglicht. Vorteile von diesem System (NxStage) sind weniger Wasserverbrauch. Nachteil ist das damit noch mehr Müll erzeugt wird und dass die Behandlung täglich durchzuführen ist → ähnlich wie bei der Peritonealdialyse.

Wir bedanken uns sehr bei Herrn Dr. Franke für seinen hervorragenden Vortrag und wissen es sehr zu schätzen, wenn ein Referent einen Sonntagnachmittag für eine Selbsthilfegruppe „opfert“. Großes Lob!

Vortrag – Die aktuelle Organspendesituation und der Ablauf einer Organtransplantation

Stammtisch am 25.02.2018 im Hotel zur Post, München-Pasing

Vortrag von Frau Dr. Angelika Eder

Die Zahlen, die Angelika Eder auf mehreren Folien präsentierte, sprechen eigentlich für sich. In den letzten Jahren ging es mit der Organspende in Deutschland nur abwärts. Eine medizinische Katastrophe, für die auf den Wartelisten stehenden schwerkranken Patienten. Wenn es streng nach den Kriterien gehen würde, müsste Deutschland aus dem Verbund Eurotransplant hinausgeworfen werden. Die Kennzahl ist hier: Organspender pro 1 Million Einwohner eines Landes. Eurotransplant fordert mindestens 10 Spender um Mitglied werden zu können, 2017 lag Deutschland bei 9,3.

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Blutverdünnung (Antikoagulation) bei chronischer Niereninsuffizienz und Dialyse

Nierenkranke Patienten leiden häufig an Herzrhythmusstörungen wie beispielsweise dem Vorhofflimmern. Um das Risiko eines Schlaganfalls zu senken, ist die Einnahme eines Blutverdünnungsmittels zwingend erforderlich.
Wer könnte uns über diese Thematik wohl besser Auskunft geben als Prof. Dr. med. Matthias Blumenstein, Chefarzt der Nephrologie und ärztlicher Direktor der Klinik Augustinum München?
Prof. Blumenstein hatte auf Anfrage auch sofort zugesagt, uns im Rahmen unseres Stammtisches am 19.03.2017 einen Vortrag  über diese wichtige Problematik zu halten.

20170319_153612-1 (1)Grundsätzlich ist eine Antikoagulation notwendig, und zwar unabhängig davon, ob der Patient nierenkrank ist oder nicht:

– nach einer Herzklappenoperation, falls eine mechanische Klappe eingesetzt wurde
– nach Venenthrombosen mit oder ohne Lungenembolie
– bei hereditären Thrombophilien (vererbte Neigung zu Thrombosen)
– als Embolieprävention bei Vorhofflimmern

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Kriterien zur Aufnahme auf die Warteliste für Nierentransplantationen

Vielen nierenkranken Patienten, die bereits auf eine Dialysebehandlung angewiesen sind, ist eigentlich nicht klar, wie sie auf die Warteliste für eine Nierentransplantation kommen. Wie ist der Weg, bin ich überhaupt geeignet, wie lange dauert das Procedere und mit welcher Wartezeit habe ich zu rechnen sind wohl die häufigsten Fragen.

Wer könnte hier wohl besser Auskunft geben als Frau PD Dr. Antje Habicht, nephrologische Oberärztin im Transplantationszentrum der LMU? Wir sind sehr froh und dankbar, dass sie sofort zugesagt hat, einen Vortrag über diese Thematik im Rahmen unseres monatlichen Stammtisches zu halten.

IMG_3573Antje Habicht ging zuerst auf den eklatanten Rückgang der Transplantationen in den letzten Jahren ein, der in erster Linie auf den sogenannten Transplantationsskandal zurückzuführen ist.

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Aktuelle Entwicklungen in der Nierentransplantation

Zu unserem Stammtisch am 21.02.2016 im Hotel zur Post in München-Pasing hatten wir auch diesmal wieder einen renommierten Experten eingeladen. Über aktuelle Entwicklungen in der Nierentransplantation berichtete. Prof. Dr. Stefan Thorban, Oberarzt und leitender Transplantationschirurg in der Chirurgischen Klinik und Poliklinik im Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München. Er zeigte zum Einstieg eine Folie mit der Gesamtzahl der transplantierten Organe von 1963 – 2014. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum deutschlandweit 120.500 Organe transplantiert, davon 78.100 Nieren.

20160221_161753Die Hauptindikationen für eine Nierentransplantation sind eine zystische Nierenkrankheit, das chronisch nephritische Syndrom, eine chronische Nierenerkrankung, der primär insulinpflichtige Diabetes mellitus (Typ-1-Diabetes) sowie die hypertensive Nierenkrankheit. Derzeit stehen etwa 9000 Patienten auf der aktiven Warteliste für eine Nierentransplantation.

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Der Shunt – Lebensader für Dialysepatienten

Im Rahmen unseres Stammtisches konnten wir am 25.10.2015 einen renommierten Gefäßchirurgen, Herrn Dr. Andreas Maier-Hasselmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Klinikum Schwabing, als Referenten gewinnen. Wir hatten auch diesmal unsere Mitglieder persönlich angeschrieben um sie auf diesen Vortrag aufmerksam zu machen. 51 Zuhörer folgten unserem Aufruf, ein beachtlicher Erfolg dieser Initiative von Erich Stienen.

SAM_1408-1Maier-Hasselmann erklärte zuerst die Funktion und den Aufbau der Niere und ging dann kurz auf die Geschichte der Nierenersatztherapie ein.

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Vortrag – Medizinische Probleme nach einer Nierentransplantation

Der Chefarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen und Klinische Immunologie am Klinikum Harlaching, PD Dr. med. Clemens Cohen, referierte über medizinische Probleme die nach der Transplantation auftreten können.

PD Dr. med. Clemens Cohen, Medizinische Probleme bei der Nierentransplantation

Auf der ersten Folie wurden zwei konträre Patientenmeinungen wiedergegeben:

Das größte Geschenk meines Lebens“ oder „Ich wünschte es wäre nie passiert“.

Als Herr Cohen dann anhand einer Graphik das Risiko nach einer Transplantation zu sterben höher darstellte, als wenn man mit der Dialyse behandelt wird, fühlten sich die Zuhörer bestätigt, die einer Transplantation skeptisch gegenüberstehen. Leider haben sie die Graphik nicht genau angeschaut: das erhöhte Sterberisiko besteht nur etwa drei bis vier Monate nach dem Eingriff, später sinkt das Risiko hochsignifikant.

Wenn die Nierenfunktion nach der Transplantation schlecht ist, gibt es grundsätzlich drei Ansatzpunkte, so Cohen. Die Gründe können „vor“ der Niere liegen, z.B. eine Nierenarterienstenose, „in“ der Niere, beispielsweise eine tubolointerstitielle Abstoßung oder vaskuläre Abstoßung oder „nach“ der Niere, wie eine Lymphocele.

Die möglichen Komplikationen seien vielfältig, könnten aber in den meisten Fällen gut beherrscht werden. In den ersten Wochen nach der Transplantation treten gehäuft im Krankenhaus erworbene Infekte wie Lungenentzündungen, Kathederinfekte oder Harnwegsinfekte auf. Auch chirurgische Komplikationen, z.B. Wundinfekte, sind möglich.

Die Liste mit Infekten, die im ersten Halbjahr auftreten können wird leider noch länger:

Virale Infekte aus der Herpesvirus Familie (Varizellen, Zytomegalie…), Leberentzündungen, Polyomaviren usw.

Als klassisch opportunistische Erreger spielen auch Pilze eine große Rolle.

Die unverzichtbare immunsuppressorische Therapie besteht zunächst aus drei verschiedenen Medikamenten: Calcineurin-Inhibitor (Cyclosporin), einem Antimetaboliten (Mycophenolat) und einem Stereoid (Prednison). Herr Cohen bezog sich hierbei auf ein Therapieschema des Universitätsspitals Zürich, wo er vor seiner Tätigkeit in Harlaching gearbeitet hat.

Die Nebenwirkungen dieser hochwirksamen Medikamente sind beträchtlich. So kommt es unter Cyclosporin häufig zu einem Bluthochdruck und das Cortison ist mitverantwortlich für den Postransplantations-Diabetes, den etwa jeder 10. Nierentransplantierte „erwirbt“. Nicht zuletzt deswegen versucht man das Cortison so schnell wie möglich zu reduzieren bzw. abzusetzen.

Durch einen häufig erhöhten Blutdruck oder eine Erhöhung der Blutfette (Hyperlipidämie) ist das kardiovaskuläre Risiko entsprechend erhöht. Abhilfe schaffen können hier blutdrucksenkende Medikamente bzw. Lipidsenker.

Bei seinen Ausführungen legte Clemens Cohen sehr viel Wert auf das Thema Krebsprävention.

Ein jährliches Screening durch Hautarzt, Gynäkologen und Urologen sei obligatorisch.

Hautläsionen sollten „aggressiv“ angegangen werden. Am besten sei man hier in Spezialambulanzen aufgehoben. Ein Dermatologe, der normalerweise keine immunsupprimierten Patienten behandle, könne manchmal Hauterscheinungen nicht richtig zuordnen.

Unser großes Dankeschön an Herrn Dr. Cohen für den sehr interessanten Vortrag und für seine Engelsgeduld, die anschließenden Fragen zu beantworten.

Wir wissen es sehr zu schätzen, wenn ein renommierter Spezialist für Nierenerkrankungen zu einer Selbsthilfegruppe kommt und noch dazu am ersten sonnigen Tag des Jahres!

Vortrag: „Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf“

Vortrag im Rahmen unseres Stammtisches am 14.10.2012:

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf“

Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten (Unser Vereins-Laptop konnte leider mit dem Dateityp von Prof. Renders nichts anfangen, wir waren sehr froh, dass Michael Göbl, unser IT-Experte anwesend war und das Problem behob!) begann Herr Renders mit seinem interessanten Vortrag über die Nebenwirkungen der Immunsuppression.

Da das Krankenhaus rechts der Isar momentan im Focus des „Vergabeskandals“ von transplantierten Lebern steht, ging er kurz auf die Situation ein und meinte nur: „Das was in der Presse steht, stimmt nur zu etwa 50%“. Außerdem müsse jeder Einzelfall genau untersucht werden. Er selber sei für die Nierentransplantationen zuständig und habe mit Lebern nichts zu tun.

Die Qualität der Organe sei in den letzten Jahren schlechter geworden, so Herr Renders. Dies hängt zusammen mit dem wesentlich höherem Alter der Spender, die natürlich häufig auch Vorerkrankungen hatten. Früher hätte man solche „marginalen“ Organe nicht transplantiert, während man heute froh sei, auch mit diesen Organen Patienten helfen zu können.

Durch das Old-for-Old-Programm oder ESP (Eurotransplant-Senior-Programm) würden rein statistisch auch die durchschnittlichen Überlebenszeiten der Organe kürzer, da ältere Organe nun mal nicht solange funktionieren.

Auch mit einer neuen Niere, sei man nicht gesund, eine lebenslange Nachsorge mit entsprechender Blutdrucküberwachung und -einstellung ist zwingend erforderlich, um das Organ möglichst lange zu erhalten. Durch die Kombination verschiedener Immunsuppressiva überleben heute 97% der transplantierten Nieren das erste Jahr. Hier könne man vermutlich nichts mehr verbessern.

Betrachtet man die Überlebenszeit von nierenkranken Patienten, so ist die Transplantation als Therapieform der Dialyse eindeutig überlegen. Herr Renders zeigt dies anhand von zwei Graphiken.

In der Einzelfallprüfung müsse aber genau abgewogen werden, mit welcher Therapie der jeweilige Patient am meisten profitiert. Dies könne bei dem ein oder anderen durchaus die Dialyse sein.

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Die Hauptnebenwirkungen der Immunsuppressiva sind eine erhöhte Infektanfälligkeit sowie ein höheres Risiko, an einem bösartigem Tumor zu erkranken. Üblicherweise gebe man nach der Transplantation eine Dreierkombination von Immunsuppressiva, wobei meist die Steroide (Cortison) nach etwa drei bis sechs Monaten reduziert bzw. abgesetzt werden könnten.

Um das Risiko eines neu auftretenden Diabetes zu vermindern, würde man bei entsprechender Familienanamnese, z.B. kein Prograf verordnen, sondern ein anderes Medikament geben. Die Immunsuppression kann also individuell abgestimmt werden. Zwei schweren Krankheitsbildern, die nach einer Transplantation auftreten können (CMV-Infektion verursacht durch das Cytomegalievirus und der Pneumocystis jirovecii, eine Form der Lungenentzündung) kann man mit einer prophylaktischen Therapie begegnen und so evtl. den Ausbruch verhindern oder abschwächen.

Interessant war noch, dass es bei den Lipidsenkern sehr wohl Unterschiede gibt und bei nierentransplantierten Patienten Simvastatin (Zocor) eher ungünstig ist und Pravastatin bevorzugt verordnet werden sollte. Simvastatin hätte, so Renders, ein höheres Interaktionspotential mit anderen Medikamenten, beispielsweise mit bestimmten Antibiotika.

Welche „Botschaften“ können wir mit nach Hause nehmen (take home Messages):

-auch mit einer transplantierten Niere ist man nicht gesund

-Transplantation ist ohne Medikamente nicht möglich

-viele Nebenwirkungen sind bekannt und können z.T. auch behandelt werden

-nicht alle Alternativen der Immunsuppression sind für jeden Patienten geeignet

-Nachsorge ist von größter Bedeutung für das Überleben des Transplantats und der Patienten

Immunsuppressiva, Nebenwirkungen im Verlauf – Referent: Prof. Dr. med. Lutz Renders, Transplantationsexperte vom Krankenhaus rechts der Isar, München

Wir danken Herrn Professor Renders sehr für seinen engagierten Vortrag. Wir wissen es zu schätzen, wenn ein vielbeschäftigter Arzt einen Sonntagnachmittag „opfert“, um Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe Nebenwirkungen von Medikamenten zu erklären.