Nach dem großen Erfolg unseres ersten Kochkurses für Dialysepatienten und deren Angehörige vor zwei Jahren hat die Regionalgruppe München und Umland wieder zum „Kochvergnügen mit Lerneffekt“ eingeladen. Das Motto blieb gleich: „Kochen-Essen-Genießen-Wohlfühlen-“.
16 Teilnehmer hatten sich angemeldet und warteten mit Spannung, was da wohl auf sie zukäme.
Für die Leitung des Kochkurses konnten wir erneut die renommierte Ernährungsberaterin und Diätassistentin Frau Irmgard Landthaler gewinnen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer konnten die Fragen, die einem sozusagen schon „auf der Zunge brannten“ an die Kursleiterin gestellt werden. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine langjährige Dialyseschwester, die zum Wohle ihrer Patienten ihre Freizeit opferte um neue Ernährungstipps für Nierenkranke zu erfahren.
Eigentlich wissen Dialysepatienten ja schon, was sie essen und trinken dürfen und es hagelt von allen Seiten nur so von Verboten und Einschränkungen: wenig oder sogar sehr wenig trinken, wenig Kochsalz, wenig Phosphat, wenig Kalium und, und, und (was darf man eigentlich überhaupt noch?)
Man kann es aber nicht oft genug hören:
- die Trinkmenge muß an die Urinausscheidung angepasst werden und wenn man keine Ausscheidung mehr hat, sammelt sich die Flüssigkeit im Körper an, mit allen Konsequenzen wie Ödeme, Blutdruckerhöhung bis hin zur Herzinsuffizienz.
- der Kaliumspiegel soll im Normbereich bleiben um in erster Linie Herzrhythmusstörungen zu verhindern.
- das mit der Nahrung zugeführte Phosphat bekommt man nicht alleine mit der Dialysebehandlung entfernt. Es sind also gleichzeitig mit dem Essen Phosphatbinder einzunehmen, die das Phosphat im Magen-Darm-Trakt binden. Die Ausscheidung erfolgt dann über den Stuhl.
- es wird zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Phosphat unterschieden. Gutes Phospat ist in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Käse, Eiern und Wurst enthalten. Schlechtes oder auch verstecktes Phosphat erkennt man beispielsweise bei verpackten Lebensmitteln an den deklarierten E-Nummern: E 322, E 338, E 339, E 340, E 341, E 343, E 450 a, E 450 b, E 450 c, E 540, E 543, E 544, E 1410, E 1412, E 1413, E 1414, E 1442.
Also aufpassen beim Einkaufen und am besten Finger weg von diesen Produkten!
Nun war es genug mit der Theorie und es ging zum Kochen.
Das Menü bestand aus den Vorspeisen Thunfisch-Aufstrich und Obatzder, der Hauptspeise Hackfleischbällchen mit einem bunten Kartoffelsalat und feuriger Soße sowie der Nachspeise Topfenpalatschinken mit Erdbeersalat. Für jede einzelne Komponente wurde eine Teilnehmergruppe oder auch ein Einzelkoch eingeteilt und in relativ kurzer Zeit standen die fertigen Gerichte auf dem Tisch.
Es ist Sommer und Biergartenzeit und da will ich Ihnen das Rezept für den Obatzden (pikante Creme aus zerdrücktem Käse, Butter, Zwiebeln und Gewürzen) nicht vorenthalten:
Zutaten:
- 200g gut gereifter Camembert oder Brie 50% Fett i.Tr.
- 3 EL Quark
- eine fein gehackte Schalotte
- 40 g weiche Butter
- Pfeffer
- 1 Mokkalöffel Paprika edelsüß
- 2 rote Radieschen und eine Lauchzwiebel fein gewürfelt
- 1 gehäufter EL Schnittlauchröllchen
Den Camembert und die Butter in einer Schüssel gut zerdrücken bis eine fast homogene Masse entstanden ist. Dann die anderen Zutaten dazugeben und gut abschmecken.
Das schafft man auch ohne Kochlehre bei Schuhbeck oder Lafer!
Zwei Tipps von Frau Landthaler: da der Käse schon genug Salz enthält, braucht man hier nicht nachsalzen. Wenn man die Creme milder haben möchte, gibt man einfach Quark oder Rahmfrischkäse dazu!
Alle Gerichte waren wirklich sehr lecker und haben ausgezeichnet geschmeckt.
Frau Landthaler legt viel Wert darauf, Dialysepatienten zu vermitteln, dass die Diagnose „Nierenkrank“ nicht das „Aus“ für kulinarische Genüsse bedeutet. Strikte Verbote gäbe es in der modernen Ernährung für Dialyepatienten nicht mehr. (Na, immerhin ein kleiner Lichtblick!) Die Dosis mache das Gift!
Ein großes Dankeschön an Irmgard Landthaler für die Organisation und Leitung des Kochkurses, Eckard Bourquain von der IG München für die Vorbereitungsarbeiten wie Erstellung eines Handzettels, Werbung für die Veranstaltung, Anmietung der Räumlichkeit usw. und nicht zuletzt bei den Teilnehmern für ihr Engagement.
Herzlichen Dank an den Runden Tisch der Krankenkassen für die Finanzierung dieses Kochvergnügens mit Lerneffekt.