Mitgliederversammlung am 03.05.2014 im Hotel Monarch Bad Gögging
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten in Bayern e.V. wurden vom Vorstand zur Mitgliederversammlung 2014 eingeladen. Angereist waren insgesamt etwa 225 Personen, davon 210 stimmberechtigte.
Pünktlich um 15 Uhr eröffnete der Vorstand Max Kunkel die Versammlung und begrüßte die Gäste und Mitglieder.
Nachdem in den letzten Jahren der Schirmherr des Vereins, der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder, seine Grußworte über Videobotschaft verkünden ließ, kam er diesmal höchstpersönlich vorbei. Eine große Ehre!
Markus Söder erzählte in seiner kurzen persönlichen Rede, dass beide Elternteile Dialysepatienten waren und er sich deshalb auch für Nierenpatienten engagiere. In seiner Zeit, als Gesundheitsminister hat er sich stark für die Widerspruchslösung eingesetzt. Leider hat er sich aber nicht durchsetzen können, wobei er in diesem Zusammenhang auch wortwörtlich von Dummheit von Entscheidungsträgern und anderen sprach.
Max Kunkel bedankte sich für die klaren Worte und überreichte ihm als kleine Anerkennung fränkische Knödel, die der Minister schmunzelnd entgegennahm.
Prof. Dr. med. Carsten Böger vom Universitätsklinikum Regensburg berichtete über die extrem gesunkenen postmortalen Organspenden 2013. Erstmal gab es im letzten Jahr wieder unter 1000 Spender bundesweit. Verantwortlich für diese Extremsituation sei natürlich auch der „Transplantationskandel“, der einen Vertrauensverlust in die gesamte Transplantationsmedizin auslöste.
Mittlerweile haben aber die beteiligten Organisationen reagiert und hoffen somit Vertrauen zurück zu gewinnen. So gibt es neue Entscheidungsabläufe und durch das 6-8 Augenprinzip sei höchstwahrscheinlich eine Manipulation nicht mehr möglich. Die Prüfungskommission der Bundesärztekammer würde unangekündigte Kontrollen in den Zentren durchführen und jeder, dem irgendetwas Suspektes in diesem Zusammenhang auffällt, kann eine Meldung an eine anonyme Vertrauensstelle machen. Böger lobte auch die DSO, die einen hohen Aufwand betreibe um die Krise zu bewältigen. Viele Transplantationszentren versuchen die fehlenden postmortalen Spenden mit Lebendspenden zu kompensieren. In Regensburg liegt der Anteil der Lebendspenden derzeit bei über 50%! Dies könne nicht der richtige Weg sein.
Die Einführung der Widerspruchslösung wäre wohl ein Schritt in die richtige Richtung. Jedes Land mit dieser Regelung hat mehr Organspenden, z.T. dreimal so viel wie in Deutschland.
Das nächste Grußwort richtete der ANÖ-Präsident Erich Längle an das Auditorium. Er betonte die Wichtigkeit einer länderübergreifenden Zusammenarbeit und lobte das gute Verhältnis zwischen der Arge Niere Österreich und der IG Bayern.
Dietrich Oberdörfer, der Präsident des Vereins der Südtiroler Nierenkranken, verzichtete aus Zeitgründen auf ein Grußwort. Die Zeit war schon weit fortgeschritten und es standen noch viele Punkte auf der Tagesordnung.
Top 3 der Tagesordnung (diverse Formalitäten) konnte schnell erledigt werden und schon waren wir beim Bericht des Vorstands.
Max Kunkel ging auf die Finanzlage des Vereins ein und obwohl der Verein 2013 einen leichten Mitgliederschwund zu verzeichnen hatte, konnten die geringeren Mitgliedsbeiträge durch Zuschüsse leicht aufgefangen werden.
2014 sind sogar schon mehr Neuaufnahmen als Austritte zu verzeichnen.
Als größere Aktionen hat Kunkel die Umstellung auf SEPA erwähnt, die Hauptvorstandssitzungen in Regensburg, die bevorstehende Namensänderung, Treffen mit Vertretern der AOK-Bayern usw.
Es ist wohl kaum jemandem aufgefallen, dass der letzte DC etwas anders, nämlich farbiger aussah als früher. Durch die Vergabe des Druckauftrags an eine Online-Druckerei kann der Verein über 500 Euro pro Ausgabe sparen!
Abschließend erwähnte der Vorstand noch, dass Petra und Franz Nowy vom Bundesverband Niere e.V. mit der Ehrennadel ausgezeichnet wurden. So ein herausragendes Engagement für chronisch nierenkranke Patienten muss auch mal würdig belohnt werden. Gratulation!
Top 5 der Tagesordnung, Kassenbericht, bis Top 9, Genehmigung des Haushaltsplans werden in diesem Bericht übersprungen, hier gibt es nichts besonders Erwähnenswertes.
Fällig war die Neuwahl der Vorstandschaft. Max Kunkel wollte eigentlich nicht mehr kandidieren. Nachdem sich aber kein Nachfolger gefunden hatte, fiel allen ein Stein vom Herzen, als er sich doch noch „überreden“ ließ, wieder anzutreten. Die Kassiererin, Frau Hoffmann, schied auf eigenen Wunsch aus und dankenswerterweise stellte sich Brigitte Seemüller von der IG München als Kandidatin zur Verfügung. Die Wahlleitung übernahm souverän Ulli Rossner und der Rest ist schnell erzählt: alle Kandidaten ohne Gegenstimmen gewählt!
Der neue (alte) Vorstand:
Vorsitzender: Max Kunkel
Stellvertreter: Franz Nowy
Stellvertreter: Erich Stienen
Kassiererin: Brigitte Seemüller
Schriftführerin: Petra Nowy
Zwischendurch stellten sich die Aussteller, die ja eigentlich schon zum „Inventar“ der Mitgliederversammlungen gehören, vor:
Dialysereisen Dr. Berger, Mesogeios Nierenzentren, Kreta (Maria Melliou) und FMC-Feriendialyse, Antalya (Gülay Schöpf).
An den Ständen der Aussteller, konnten sich die Teilnehmer der MV mit Infomaterial versorgen.
Als Top 13 stand die geplante Namensänderung des Vereins auf der Tagesordnung. Der Antrag auf Änderung des Vereinsnamens auf „Landesverband Niere Bayern e.V.“ wurde einstimmig angenommen.
Dr. Steffen Uthoff von Fresenius Medical Care hat in seinem Grußwort das Thema Heim-Hämodialyse ausgewählt. Weltweit würden ca. 0,4% der Patienten mit dieser Behandlungsmethode versorgt. In Deutschland gibt es etwa 85000 Dialysepatienten, davon machen nur 650 Heim-Hämodialyse. Obwohl dieses Verfahren eigentlich nur Vorteile bringt, ist die Zahl der Heimdialysepatienten stetig gesunken. Zweifelsohne kommt diese Methode nur für einen Teil der Dialysepatienten in Frage. Es sei ein Anliegen von FMC, diesen Bereich der Dialyseversorgung zu unterstützen. So stellt die Firma den Heimdialysepatienten die neuesten Maschinen (5008 S) zur Verfügung. Geld würde damit nicht verdient, so Steffen Uthoff.
Einige Mitglieder werden sich schon mal gefragt haben, was macht denn überhaupt der Bundesverband Niere e.V. so?
Peter Gilmer, der Bundesvorsitzende, erklärte dann anhand von zwei Folien Aufgabenschwerpunkte und aktuelle Ziele des Bundesverbands.
Beispielsweise Sicherung der Qualität der Behandlung (QS-Management),Unterstützung des Patienten (Case-Management), „Bemündigung“ der Patienten durch Information, Mentoring und Begleitung, Netzwerkarbeit usw.
Als Ziele gab er an: Gründung eines Bundesinstituts zur Qualitätssicherung von Organtransplantationen, Patientenorientierte Berichterstattung, Substitutionsliste Medikamente usw.
Auf den ersten Blick etwas „kopflastig“, er konnte die einzelnen Punkte aber ganz gut erklären.
Peter Gilmer ging auch auf die desolate Organspendesituation in Deutschland ein, ist aber im Gegensatz zu Prof. Carsten Böger der Auffassung, dass auch eine Änderung der gesetzlichen Regelung hin zur Widerspruchslösung, nichts am Problem der wenigen Organspender ändern würde.
Die Kassenprüfer, Hr. Huber und Hans-Dieter Maier, stellten sich nicht mehr zur Wiederwahl und sind mit kleinen Präsenten unter großem Applaus verabschiedet worden.
Die Kandidatinnen Angela Dötsch von der RG Untermain und Monika Rotter-Mayr von der RG München wurden ohne Gegenstimmen gewählt.
Zum Schluss der Veranstaltung kam überraschenderweise Peter Gilmer nochmal auf die Bühne und kündigte eine Ehrung an:
Anne Kunkel ist vom Bundesverband Niere e.V. mit der Ehrennadel ausgezeichnet worden. Sie hat sich durch ihr Engagement und durch ihre Persönlichkeit in besonderer Weise um den Verband verdient gemacht. Helmut Bruhnke, von der RG Schwandorf Regenstauf, hielt eine kurze Laudatio.
Nicht unerwähnt bleiben darf ein Projekt der RG Würzburg, die zum dreißigjährigen Bestehen der Regionalgruppe einen Film produzierte. Dieser sehr informative Film, in dem Ulli Rossner als Moderator u.a. alle Behandlungsmöglichkeiten für Nierenkranke durch Fachleute erklären lässt, sollte eigentlich in der Pause der MV gezeigt werden. Durch die zeitliche Verzögerung ist die Vorführung unterbrochen worden und der Rest des Films lief dann nach dem Abendessen im Speisesaal.
Dieser Film soll den Regionalgruppen zur Verfügung gestellt werden, um ihn auf Veranstaltungen, in Dialysezentren und im Rahmen von Vorträgen usw. zeigen zu können.
Alles in allem wieder eine gelungene Veranstaltung, die sicher der guten Vorbereitung durch Max Kunkel und der Vorstandschaft der IG Bayern zu verdanken ist. Großes Lob!
Karl Votz-Siegemund